Sternwarte Sonneberg Fast 100 Jahre älter als die ESO Supernova ist die Sternwarte Sonneberg in Thüringen. Sie wurde 1925 auf Initiative Cuno Hoff- meisters auf einem Hochplateau errichtet. Ein Teleskop des Astronomen benutzen die Besucher:innen noch heute bei ihren Him- melsbeobachtungen. Das älteste Gebäude der Sternwarte Son- neberg dient jetzt als Astronomiemuseum. Dort reisen Schüler:innen mit einem Licht- strahl durch das Sonnensystem oder pro- bieren aus, wie ein Teleskop funktioniert. Sie lernen verschiedene Sternbilder kennen – oder entwerfen ihr eigenes. Die Dauerausstellung Meteorite ist bei Kin- dern und Jugendlichen besonders beliebt. „Zur Übersichtssammlung gehört neben Ge- stein von Mond, Mars und Merkur auch die älteste Materie, die bisher gefunden wurde. Sie stammt aus einem anderen Sternsystem und ist sieben Milliarden Jahre alt – älter als unser Sonnensystem“, erklärt Museumsleiter Thomas Müller. An einer interaktiven Station können die Schüler:innen selbst einen Aste- roiden designen und dann die Auswirkungen eines Einschlags auf der Erde simulieren. Und wenn das Wetter mitspielt, lassen sich abends in der Kuppel der Sternwarte Kugel sternhaufen, Galaxien, Doppelsterne, Plane- tarische Nebel und vieles mehr beobachten. In Workshops, die im Rahmen des Projekts AstroMINT entwickelt wurden, beobach- ten, fotografieren oder vermessen die Kin- der und Jugendlichen astronomische oder künstliche Objekte. Sie bauen astronomi- sche Beobachtungsinstrumente, analysieren digitale Bilder und Messreihen oder führen technische Experimente aus dem Umfeld der Raumfahrt durch. „Das Angebot eignet sich für alle Schul formen. Wir sind sehr flexibel und stimmen die Inhalte mit den Lehrkräften ab“, betont Thomas Müller. Radiostrahlen aus dem All Das Radioteleskop Effelsberg und der nur wenige Kilometer entfernt gelegene Astro- peiler Stockert erkunden von der Eifel aus die unendlichen Weiten des Universums nicht optisch, sondern mithilfe von Radiostrahlen. Radioteleskop Effelsberg Mit 100 Metern Durchmessern ist das Ra- dioteleskop Effelsberg eines der größten vollbeweglichen Radioteleskope der Erde – und das leistungsfähigste in Europa. Mit ihm können selbst extrem schwache Radio signale empfangen werden. Noch tiefer drin- gen die Wissenschaftler:innen in die Tiefen des Universums vor, wenn Radioteleskope aus aller Welt zusammengeschaltet werden. „Wir beobachten u. a. Pulsare, kalte Gas- und Staubwolken, Sternentstehungsgebiete, Durch die geöffnete Kuppel und die Teleskope haben die Schüler:innen den Himmel im Blick. © Astronomiemuseum Sonneberg e. V. i Dem Universum lauschen Wie klingen die Sterne? Blinde und seh behinderte Kinder und Erwachsene kön- nen das Universum jetzt in einer Plane- tariumsshow hören. Möglich wird das durch eine „Sonifizierungsmaschine“, die Licht von Objekten im Weltraum in Klang umwandelt. In der Show wird jeder Stern am Himmel durch eine Musiknote repräsentiert. Die Farbe des Sterns bestimmt die Tonhöhe, die Helligkeit der Sterne definiert die Lautstärke. Die hellsten Sterne erschei- nen zuerst – wie auch die Sterne nach Sonnenuntergang nacheinander am Fir- mament zu sehen sind. Von der Positi - on des einzelnen Sterns hängt es ab, aus welchem Lautsprecher er zu hören ist. Die „Audio Universe: Tour durch das Son- nensystem“ haben Astronom:innen der Universitäten Newcastle und Portsmouth mit Unterstützung des Science and Tech- nology Facilities Council (STFC) und der Royal Astronomical Society entwickelt. Sie kann auch online zu Hause oder in Schulen kostenlos genutzt werden. www.eso.org/public/videos/au-totss/ Magnetfelder in der Milchstraße und Kerne ferner Galaxien. So erforschen wir beispiels- weise die kosmische Hintergrundstrahlung oder Molekülwolken in der Milchstraße und in anderen Galaxien“, erklärt Dr. Norbert Jun- kes vom Max-Planck-Institut für Radioastro- nomie (MPIfR). Vor Ort informieren Videopräsentatio- nen an einer Stele sowie Vorträge mit Bil- dern und Videos im Besucherpavillon die Besucher:innen über Radioastronomie im Allgemeinen und über das Observatori- um Effelsb erg im Besonderen. „Wenn sich Klassen anmelden und uns vorab über ihre Vorkenntnisse und Interessen informieren, stimmen wir die Vorträge darauf ab“, sagt Dr. Norbert Junkes. Von der Aussichtsplatt- form haben die Schüler:innen einen guten Blick auf das Radioteleskop, dessen gigan- tische „Schüssel“ sich aus 2.360 Einzeltei- len, sogenannten Paneelen, zusammensetzt. Smartphones, Tablets und andere elektroni- sche Geräte müssen in der direkten Umge- bung des 100-m-Radioteleskops aus- oder zumindest in den Flugmodus geschaltet werden. Denn Radioteleskope sind hoch- empfindliche Empfangsanlagen; von Men- 54 bildung SPEZIAL 2| 2022
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