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Trotz Corona großes Interesse Gewinnerinnen und Gewinner des BUW 2020/21 Obwohl die Preisverleihung des BundesUmweltWettbewerbs (BUW) nicht als Präsenz- veranstaltung durchgeführt werden konnte, ist das Interesse der Nachwuchsforscherin- nen und Nachwuchsforscher weiterhin ungebrochen. Das belegen vor allem die 19 Pro- jekte, die in der 31. Auflage des Wettbewerbs einen der begehrten Preise erhalten haben. U nter den erschwerten Bedingungen der Coronapandemie haben 825 junge enga- gierte Menschen im Alter zwischen 10 und 20 Jahren 324 Projekte eingereicht. Besonders er- freulich: Der Anteil weiblicher Teilnehmerinnen ist weiterhin hoch. In diesem Jahr liegt ihr An- teil bei knapp 60 Prozent. Nicht nur deshalb ist Wettbewerbsleiter Dr. Marc Eckhardt vom Leibniz-Institut für die Pä- dagogik der Naturwissenschaften und Mathe- matik (IPN) in Kiel mit dem Ergebnis des 31. BundesUmweltWettbewerbs mehr als zufrie- den. „Mich begeistern die innovativen Projekte, die die Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit viel Enthusiasmus, Engagement und Kre- ativität realisiert haben“, sagt Eckhardt. „Sie haben sich durch die Pandemie nicht davon ab- bringen lassen, sich für Umweltschutz und für i Die nächste Wettbewerbsrunde im Überblick Nachhaltigkeit, Umweltschutz und biologische Viel- falt sind in aller Munde. Und das ist gut so, denn es geht ums Ganze: das Zukunftsprojekt Erde! Also bringt Euch ein! Zeigt Eure Ideen und macht mit beim BUW 2021/2022! Anmeldung bis 15. März 2022 unter: www.bundesumweltwettbewerb.de Was ist der BundesUmweltWettbewerb? Der BundesUmweltWettbewerb (BUW) ist ein jährli- cher bundesweiter Projektwettbewerb für Jugend- liche und junge Erwachsene. Ziel des BUW ist die Förderung junger Talente im Umweltbereich. Mit- machen können sie in zwei Alterskategorien: • BUW I: 10 – 16 Jahre: Einzelpersonen oder Grup- pen bis zu 20 Personen • BUW II: 17 – 20 Jahre: Einzelpersonen oder Grup- pen bis zu 6 Personen Wer organisiert den Wettbewerb? Der BundesUmweltWettbewerb wird vom Leibniz- Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) organisiert und realisiert. Trä- ger des Wettbewerbs ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Welche Aufgabe gilt es zu lösen? Mit ihren Projekten sollen die Teilnehmenden Ursa- chen von Umweltproblemen auf den Grund gehen und, darauf aufbauend, den Problemen mit Kreati- vität und Engagement aktiv entgegentreten. Dafür steht das BUW-Motto: „Vom Wissen zum nachhalti- gen Handeln“. Wissenschaftliche Arbeitsweisen, schlüssige nach- haltige Denkansätze und lösungsorientiertes Han- deln sind nur einige Merkmale guter BUW-Projekte. Wer kann teilnehmen? Teilnehmen können alle naturwissenschaftlich und/ oder gesellschaftlich interessierten jungen Leute im Alter zwischen 10 und 20 Jahren. Angesprochen sind bundesweit Schüler*innen aller allgemein- bildenden und berufsbildenden Schulen, Jugend- gruppen sowie Teilnehmer*innen an den Freiwil- ligendiensten wie dem Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) und dem Bundesfreiwilligendienst (BFD). www.bundesumweltwettbewerb.de nachhaltige Entwicklung einzusetzen. Dafür ge- bührt den jungen Leuten ein ganz großes Lob und es gibt Mut für die Zukunft.“ In der aktuellen Wettbewerbsrunde reichte das Spektrum der Wettbewerbsbeiträge von wissenschaftlichen Untersuchungen, umwelt- technischen Entwicklungen über Umweltbil- dungsmaßnahmen und -kampagnen bis hin zu Umweltschutzprojekten. Die Jurytagung, bei der durch die Jurymitglie- der ausgewählte Projekte durch die entspre- chenden Projektteilnehmenden präsentiert werden, musste erneut aufgrund der COVID- 19-Pandemie in einem rein virtuellen Format stattfinden. Nachdem die Teilnehmenden der ausgewähl- ten Projekte im Vorfeld der Tagung der Jury selbst erstellte Präsentationsvideos über ihre Projekte zukommen ließen, konnten die jun- gen Leute während der virtuellen Jurytagung in Videokonferenzen und unter Einhaltung gel- tender Hygiene- und Abstandsregeln mit den Jurymitgliedern über ihre Projekte diskutie- ren. Anschließend diskutierten die Jurymitglie- der intern in Videokonferenzen über die mehr als 300 eingereichten Beiträge der aktuellen Wettbewerbsrunde und legten gemeinsam die Preiskategorien für alle Wettbewerbsbeiträge fest. Die Wettbewerbsteilnehmenden der in dieser BUW-Runde besten 19 Projekte, die Haupt- und Sonderpreise erhalten, wurden anschließend am 18. September 2021 im Rahmen der diesjäh- rigen virtuellen BUW-Preisverleihung geehrt. ■ IPN/mha 4 bildung+ science 1| 2021

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MINT-BILDUNG © privat Monika Karl Hauptpreise BUW I Naturschutz2go – im Handumdrehen nachhaltig aktiv gegen das Insektensterben Jonte Mai; Gymnasium Horn, Bremen Jonte Mai will die heimische Biodiversität erhalten und fördern. Dazu bietet er die Verteilung von Blühkugeln an, um artenreiche Blühinseln für Insekten im städtischen Raum zu schaffen. Dafür funktionierte er einen Kaugum- mi- und einen Kondomautomaten in einen Blühkugel­ automaten um, die nun als Saatgutspender funktionie- ren. Mit verschiedenen Samenmischungen lädt Jonte Mai dazu ein, kleine Flächen und Orte für Insekten zu schaffen. Mit diesem Angebot ermöglicht der junge Artenschüt- zer vorbeikommenden Personen die Mitnahme und so- mit die Verbreitung der Blühkugeln. Zur Vermeidung von Plastikmüll konzipierte er auch eine Rückgabemöglich- keit für die Plastikhüllen der Blühkugeln. Die Einnah- men spendete er gemeinnützigen Einrichtungen, die sich dem Klimaschutz verschrieben haben. Landwirtschaft auf Kosten der Umwelt – Auswirkungen verschiedener Pflanzen auf Böden Melina Reckermann und Isabell Seibel; Immanuel-Kant- Gymnasium in Kooperation mit dem Schülerforschungszentrum Südwürttemberg Isabell Seibel und Melina Reckermann untersuchten in ihrem vergleichenden Projekt die zwei Energiepflan- zen Mais und Durchwachsene Silphie auf die Parameter Wasserretention, Nitratrückhaltevermögen, Humusauf- bau und Potenzial zur Renaturierung gering fruchtbarer Böden. Mit ihren Ergebnissen aus zahlreichen Labor- und Feld- versuchen konnten die beiden Gymnasiastinnen zeigen, dass die Durchwachsene Silphie ein großes Potenzial für das Wassermanagement landwirtschaftlich genutzter Böden bietet. Die Pflanze hält Nitrat besser zurück, sie fördert Humifizierungsprozesse und kann sich auf weni- ger fruchtbaren Böden etablieren. Hauptpreise BUW II Mikroplastik – Vorkommen und Vermeidung: Un- tersuchung von Augsburger Fließgewässern und praktische Lösungen Leonie und Zoë Prillwitz; Maria-Ward-Gymnasium, Augs- burg, Bayern Antje Prillwitz Seit 2018 beschäftigen sich die beiden Schülerinnen mit dem Eintrag von Mikroplastik in die Umwelt aus dem Haushalt. Basierend auf einer Umfrage zur Trockner- nutzung sowie empirischen Versuchen zum Verschmut- zungsgrad von Abluft und Abwasser des Abluft- und des Wärmepumpentrockners entwickelten sie in ihrem ak- tuellen Projekt für den Ablufttrockner einen Prototyp mit einem funktionsfähigem Alarmsystem. Auch für das Abwasser des Kondensationstrockners mit Wärmepum- pe entwarfen sie eine Filtervariante. Um die Öffentlichkeit für die Problematik durch Mikro- plastik zu sensibilisieren, betrieben sie eine umfassende Öffentlichkeitsarbeit und übermittelten konkrete Hand- lungsempfehlungen an ihre Oberbürgermeisterin und die zweite Bürgermeisterin. Das Open-Source Air Monitoring Device (OSAMD) Paul Goldschmidt; Carl-Bosch-Schule, Heidelberg, Baden-Württemberg Paul Goldschmidt entwickelte einen kostengünstigen Luftqualitätssensor, der in Arbeitsräumen wie Büros und vor allem in Klassenräumen die Lüftungsintervalle opti- miert. Der Sensor wandelt die im Rahmen der Corona­ pandemie an Schulen vorgeschriebenen 15-minütigen Lüftungspausen durch Datenerhebung der Luftquali- tät über eine Alarmfunktion aus dem fest vorgegebenen Rhythmus in eine datenbasierte, dynamische Lüftungs- frequenz um. Das reduziert in der Heizperiode die Heiz- leistung und damit auch die CO 2 -Emissionen. Das Projekt wurde von dem Schüler, der bereits seit ei- nigen Jahren als freiberuflicher Softwareentwickler tä- tig ist, ohne weitere Unterstützung von der Platine bis zum Gerätegehäuse selbstständig geplant und in einem erfolgreich getesteten Prototypen umgesetzt. Der Proto- typ kann für unter zehn Euro gebaut werden. Erlenbach-Screening: limnologische Untersu- chung über den anthropogenen Einfluss auf ein Gewässerökosystem David Mittag; Georg-Büchner-Gymnasium, Bad Vilbel, Hessen David Mittag untersuchte in seinem Projekt den Erlen- bach, einen etwa 30 km langen Mittelgebirgsbach. Der junge Gewässerökologe konnte aufgrund seiner Ergeb- nisse feststellen, dass der Bach im Ober- und Mittellauf ein gutes, stabiles Gewässerökosystem (Güteklasse I & II) aufweist, das den Vorgaben der EU-Wasserrahmenricht- linie (EG-WRRL) entspricht. Jahreszeitlich unabhängig konnte er jedoch auch nachweisen, dass über eine kon- ventionelle Kläranlage Schadstoffe wie etwa Ammoni- um in den Erlenbach eingeleitet werden, die eine maß- gebliche Verschlechterung der Gewässerqualität zur Folge haben (Güteklasse IV). In Konsequenz aus diesem Ergebnis stellt der Jungfor- scher fest, dass die Selbstreinigungskraft des Gewässers nicht ausreicht, um die eingeleiteten Schadstoffe ab- bauen zu können. Folglich muss die Reinigungswirkung der Kläranlage verbessert werden, um die Anforderun- gen der EG-WRRL zu erfüllen. Sonderpreise BUW I Aktiver und nachhaltiger Naturschutz im Rahmen der Schülerfi MIDENA Mohammed Hanafi, Lukas Karl, Jason Schilling, Jakub Spisz und Tobias Wirtgen; Schule am Michaelsberg, Sins- heim, Baden-Württemberg Die Schüler einer Förderschulklasse lernten mit Unter- stützung ihrer beiden Lehrer durch Praxisbezug und Anschauung bei einer Reihe von Outdoorprojekten die heimische Flora und Fauna kennen und schätzen. Dar- aufhin haben sie eine Schülerfirma gegründet, mit der sie in der schuleigenen Holzwerkstatt zum Beispiel Fle- dermauskästen produziert und verkauft haben. Das erwirtschaftete Geld investieren die Naturschützer wiederum in Material, um weitere Bauprojekte realisie- ren zu können. Durch ihr Projekt konnten sie Fertigkei- ten erlernen wie etwa wirtschaftliches Planen oder die Fachberatung von Kundinnen und Kunden. Des Weite- ren konnten sie nachhaltige Handlungsmöglichkeiten für Naturschutz erfahren. Verbesserung der Witterungsbeständigkeit von Lehmbauwerken im Außenbereich Alexandra Helbig; Gymnasium Brandis, Sachsen Der Einsatz von alternativen Baustoffen wie zum Beispiel Lehm kann einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, den Energieverbrauch und CO 2 -Emissionen zu senken, denn Lehm steht weltweit in ausreichender Menge und ohne energieintensive Abbau- und Brennprozesse zur Verfü- gung und kann zudem ohne Qualitätsverluste bei mini- malen Energie- und Ressourcenaufwand vollständig re- cycelt werden. Allerdings ist Lehm nicht wasserfest, was einen erheblichen Nachteil in der Verwendung als Bau- stoff im Außenbereich darstellt. Deshalb untersuchte Alexandra Helbig, inwieweit sich die Witterungsbeständigkeit von Lehmbauprodukten bildung+ science 1| 2021 5

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