Programme für IT-Spezialistinnen Es genügt nicht, Tablets oder Computer bedienen zu können. Kinder und Jugendliche müssen die Grundprinzipien der IT-Technologie verstehen. fessorin Ira Diethelm außer Frage. „Ohne Informatik ist Schule nicht mehr allgemein- bildend“, betont sie. „Es genügt nicht, dass Kinder und Jugendliche Computer und Handys bedienen können. Sie müssen die Grundprinzipien und Funktionsweisen der Informations- und Kommunikationstechno- logie verstehen, um sie aktiv mitzugestal- ten, kompetente Entscheidungen zu treffen und verantwortungsbewusst mit ihr umzu- gehen.“ Nur wenn Informatikunterricht für alle ver- pflichtend ist und nicht abgewählt werden kann, kann die Schule ihren Bildungsauftrag erfüllen und allen Kindern und Jugendlichen die nötigen Kompetenzen vermitteln. Die in- tegrierte informationstechnische Grundbil- dung, wie sie in den 1980ern beschlossen wurde, funktioniert nicht. Quasi nebenbei in anderen Fächern lassen sich Informatik kenntnisse nicht vermitteln – auch weil vielen Lehrkräften die nötigen Kenntnisse fehlen. „Ich kann auch nicht Spanisch oder Musik unterrichten, nur weil ich ein bisschen Spanisch spreche und viel Musik höre“, stellt Professorin Diethelm fest. Informatikkenntnisse gehören zur Allgemeinbildung – für alle Kinder und Jugendlichen. © istockphoto.com/jacoblund © istockphoto.com/FatCamera Das nötige Informatik-Know-how bringen Sei- ten- und Quereinsteiger:innen aus IT-Berufen mit; die erforderlichen pädagogischen und didaktischen Kompetenzen können sie in speziellen Programmen erwerben. „Quali- tätssichernde Maßnahmen werden in den meisten Bundesländern durch eine Art Ein- gliederungsphase zumindest teilweise ge- währleistet, indem die Quereinsteigenden beispielsweise in die Studienseminare ein- gebunden werden“, erklärt Professorin Ira Diethelm. Die Ausbildungsprogramme für Seiten- und Quereinsteiger:innen sind aus Sicht der Pro- fessorin für Informatikdidaktik keine optima- le Lösung. „Wenn ich die Wahl hätte, würde ich grundständig ausgebildete Lehrkräfte be- vorzugen“, sagt sie. Doch solange die fehlen, werden Quereinsteiger:innen dringend benö- tigt. Ohne sie gibt es an vielen Schulen näm- lich gar keinen Informatikunterricht. „Werde Informatiklehrerin“ ist daher eine gu- te Alternative – für IT-Expertinnen, IT-a ffine Lehrerinnnen und für die Schüler:innen. Eva Walitzek i Flickenteppich Lehrkräfte, die ihre Schüler:innen ermu- tigen möchten, Informatik fürs Lehramt zu studieren, werden ebenfalls auf der Webseite www.informatiklehrerin.de fündig. Universitäten mit entsprechen- den Studienangeboten sind in der dort bereitgestellten Broschüre ebenso ab- rufbar wie Informationen zu möglichen Fächerkombinationen. Was in einem Bundesland geht, ist in an- deren nicht immer möglich. So kann bei- spielsweise in Niedersachsen Informatik zumindest an den Universitäten Olden- burg, Osnabrück und Göttingen als Dritt-, Erweiterungs- oder Ergänzungsfach stu- diert werden, an Berliner Hochschulen dagegen nicht. Mitunter gelten sogar in einem Bundesland unterschiedliche Rege- lungen. An der Humboldt Universität Ber- lin kann Informatik mit den Fächern evan- gelische Theologie, katholische Theologie, Geografie, Russisch und Sportwissen- schaft kombiniert werden, an der FU nicht. 34 bildung SPEZIAL 2| 2022
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