SCHULE DIGITAL Chatbot Justus soll Lehrkräften die Fortbildung in Mathematik erleichtern. Mit Pentominos kennt Justus sich schon aus. Künftig hilft er auch wei- ter, wenn es um Dash-Roboter geht. © Steven Beyer © Steven Beyer ren Teilnehmenden abhängig, mit denen man sich auch thematisch abstimmen muss. Die se Maßnahmen, ob analog oder digital, las sen sich nicht ad hoc in einen individuellen Lern- oder Arbeitsprozess einbeziehen. Hier setzt der digitale Fortbildungsa ssistent an, der im math.media.lab für das Fach Mathe matik entwickelt wird. Wissenschaftler Steven Beyer spricht von einem „conversational agent“ für Mathe matik-Fortbildungen. Dahinter steckt ein KI- basierter Chatbot, den Lehrkräfte im Rahmen einer Fortbildung einsetzen sollen. Die Nut zerin bzw. der Nutzer soll sich nicht allein durch die Unmenge an Fortbildungsmaterial hindurchkämpfen, sondern zu einer konkre ten Fortbildung dialogbasiert entsprechen de Informationen und Arbeitsaufgaben für die Erprobungsphasen über den digitalen Fortbildungsassistenten empfohlen bekom men. „Der Chatbot ersetzt aber weder den Fortbildenden noch andere unterstützende Maßnahmen“, erklärt Beyer. „Er gibt für die schulpraktischen Phasen einen hilfreichen Organisationsrahmen vor, um das Auspro bieren neuer Materialien zu planen und sie erfolgreich im Unterricht anzuwenden.“ Bey er liegt es fern, nur um der Digitalisierung wil len zu digitalisieren. Der Vorteil des Chatbots: Auf dem Smart phone oder Tablet ist er jederzeit an jedem Ort verfügbar, um personalisiert auf Fragen zu antworten. Die Bedienung ist durch den alltäglichen Umgang mit Messenger-Diens ten weitgehend bekannt. „Außerdem kann man unmittelbar Dinge dokumentieren, die einem in einer Lernsituation auffallen und diese dann auch reflektieren“, erklärt Bey er. Diese Erfahrungen ließen sich dann auf dem Smartphone über andere Messenger an Kolleginnen und Kollegen oder Dozieren de weiterleiten, wodurch Kollaboration und Kooperation unterstützt werden. Fehlender Support In der ersten Projektphase ermittelte Bey er, welche Herausforderungen Mathematik lehrkräfte während des Praxistransfers im Rahmen einer Fortbildung meistern müs sen, um darauf aufbauend die Funktionen des digitalen Fortbildungsassistenten zu definieren. Es folgte ein Design-thinking- Workshop mit Fortbildenden, Lehrkräften und Lehramtsstudierenden. „Viele Teilneh mende berichteten uns, dass ihnen der un mittelbare Support fehlt“, sagt Beyer. „Das bezieht sich ebenso auf die technische Aus stattung und deren Funktionsfähigkeit wie auch auf organisatorische Unterstützung.“ Zeit- und Handlungsdruck wirken sich ne gativ auf den persönlichen Erfolg der Fort bildung aus. Der Chatbot soll daher zum Beispiel auch eine Antwort darauf geben, wie die Erpro bungsphase umgeplant werden kann, wenn die Lehrkraft plötzlich für eine Kollegin oder einen Kollegen in einer anderen Klasse ein springen muss. „Auch Erinnerungen an Termine oder an Aufgaben, die in der Erpro bungsphase noch erledigt werden müssen, spielten eine große Rolle“, berichtet Beyer. Da der Chatbot dank der KI personalisierte Informationen wie etwa die verfügbare Zeit für die Erprobung aufnimmt und eine Art Ge dächtnis bildet, kann der digitale Assistent auf derlei Anforderungen individualisiert rea gieren. Zusammen mit den Lehrkräften wurden ne ben den Nutzungsszenarien auch dazu pas sende Lösungsideen erarbeitet. „Es ging vor allem um die Organisation der Inhalte und Materialien sowie um Prozessorgani sationshilfen, bei denen der Chatbot unter stützen soll“, erklärt Beyer. Darüber hinaus äußerten die Teilnehmenden den Wunsch nach einer Glossar-Funktion, wozu eigent lich keine KI notwendig ist. „Daran ist zu er kennen, dass die Lehrkräfte keine Zeit durch Medienbrüche verschwenden wollen und ad hoc Antworten erwarten“, sagt er. Stattdes sen fragen die Anwenderinnen und Anwen der einfach den Chatbot, der einen Prompt ausspielt und so den Lernprozess am Lau fen hält. bildung SPEZIAL 2| 2021 43
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