SCHULE DIGITAL 70 Prozent der Befragten WLAN für alle Lehr kräfte an ihren Schulen, zwei Drittel können wegen technischer Probleme neue Medien und digitale Technologien im Unterricht nicht sinnvoll einsetzen. Neue IGS Göttingen Die Neue IGS Göttingen war schon vor dem ersten bundesweiten Schullockdown im Frühjahr 2020 besser aufgestellt als vie le andere Schulen. „Wir haben schon 2016 ein digitales Bildungskonzept erarbeitet, das vom IT-Team im Dialog mit dem Kolle gium immer wieder aktualisiert wird“, erklärt Peter Stahr, der für die Koordination digita le Bildung zuständige Schulleiter. So gab es je Jahrgang zwei Klassensätze iPads, zu sätzlich ein Notebook für jede Tischgruppe ab Jahrgang 8 sowie Notebook- bzw. PC- Arbeitsplätze in den Forscherräumen und im Lernbüro. WLAN-Empfang war und ist über all im Schulgebäude gewährleistet. Für die Homeschooling-Phase nach den Osterferien 2020 erhielten alle Schülerinnen und Schüler feste Wochenarbeits- und Stun denpläne mit Abgabefristen für die Haupt fächer; die schuleigenen Notebooks wurden kostenlos an Kinder und Jugendliche ohne eigene Computer ausgeliehen. Das IT-Team etablierte ein Videokonferenz- und ein Mes senger-Modul aus der Bildungscloud IServ und erarbeitete einen Leitfaden und Tutori als, um Kolleginnen, Kollegen, Schülerinnen, Schülern und Eltern den Einstieg in die neu en Techniken und Lernformen zu erleichtern. „Wir haben mit den Kindern geübt, wie sie an Videokonferenzen teilnehmen, in Kleingrup pen arbeiten, Aufgaben abrufen und Lösun gen einstellen können“, berichtet Christopher Pabel, Koordinator für digitale Bildung. Die Lehrkräfte diskutierten und entschieden, mit welchen Apps und Programmen welche Themen unterrichtet werden und wo sie Un terstützung durch das IT-Team benötigen. In einer einwöchigen schulinternen Lehrerfort bildung machten sie sich fit für den digitalen Unterricht. „Im ersten Lockdown unterrich teten einige schon online, andere arbeiteten noch mit Kopien“, sagt Peter Stahr. Das IT-Team erarbeitete daher 14 verschie dene Kurse fürs Kollegium – vom Einsteiger- bis Fortgeschrittenenniveau. „Wir haben den Kolleginnen und Kollegen unter anderem ge zeigt, wie sie mit IServ arbeiten, wie eine di gitale Pinnwand funktioniert, wie sie eigene Lernvideos drehen oder guten Digitalunter richt durchführen können.“ Ziel war, in der nächsten Distanzphase das Arbeiten mit Kopien und Ausdrucken komplett zu vermei den, und ein hoher Anteil Digitalunterricht per Videokonferenz. Klare Vorgaben Das ist weitgehend gelungen. Kopien wur den ganz vermieden und zwei Drittel des Un terrichts fanden im zweiten Lockdown per Videokonferenz statt, schätzt Peter Stahr. i Schere öffnet sich Für ihre Metastudie werteten die Forsche- rinnen und Forscher von der Uni Frankfurt weltweit Studien aus, in denen die Auswir- kungen der coronabedingten Schulschlie- ßungen auf die Leistungen und Kompe- tenzen von Schülerinnen und Schülern berechnet wurden. Die beobachteten Kom- petenzeinbußen sind der Studie zufolge bei Kindern und Jugendlichen aus sozial benachteiligten Elternhäusern besonders groß. „Die Schere zwischen Arm und Reich hat sich während der ersten coronabeding- ten Schulschließungen noch weiter geöff- net“, stellt Studienleiter Frey fest. Unterricht über Aufgaben wurde vor allem im Fachunterricht mit nur wenigen Wochen stunden erteilt. Für beide Unterrichtsformen gibt es klare Vorgaben: So müssen beim Unterricht über Aufgaben Selbstlernpläne für die Schülerin nen und Schüler erstellt, Aufgaben überprüft und regelmäßige Beratungs- und Hilfezeiten vereinbart werden. „Beim Videounterricht muss ein verbindlicher Stundenplan für den Digitalunterricht vorgegeben werden. Der Un terrichtsaufbau bleibt im Grunde der gleiche wie beim Präsenzunterricht“, erklärt Christo pher Pabel. Die Schülerinnen und Schüler halfen mit, die Tablets auszupacken, zu konfigurieren und zu verteilen. Schulinterne Lehrerfortbildung Um für künftige Distanz- und Wechsel unterrichtsphasen sowie Online-Konferen zen gewappnet zu sein, erhielt die Schule im vergangenen Sommer ein zweites Video konferenzsystems als Ausweichmodul zu IServ (BigBlueButton) sowie fast 300 Leih- iPads, die konfiguriert, ins System eingebun den und verteilt wurden. Für die Nutzung der Geräte gelten klare Regeln: So dürfen auf Leih-iPads keine eigenen Programme oder Apps aufgespielt werden. Wer mit dem eige nen iPad arbeitet, darf in der Schule keine ei genen Apps nutzen. Die Zeit bis zum zweiten Lockdown im Ja nuar 2021 wurde genutzt, um Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler auf den bevor stehenden Distanzunterricht vorzubereiten. bildung SPEZIAL 2| 2021 37
Download PDF file