UNTERRICHT © HIIG © HIIG gitalisierung zukünftig verbessern oder verschlechtern wird. Das kann ein brei- ter gesellschaftlicher Sektor (zum Beispiel der Klimawandel, die Arbeitswelt und de- mokratische Prozesse) oder auch eine be- stimmte Technologie sein (zum Beispiel Social-Media-Apps, Onlineunterricht und Vir- tual Reality). Danach positionieren sich alle in angeleiteten Phasen auf einer vierteiligen Achse im Klassenzimmer. Zu Beginn der Übung verteilen sich alle Be- teiligten ihrer Meinung entsprechend anhand zweier entgegengesetzter Pole im Raum. Sie stehen für: „Die Digitalisierung macht die Welt besser“ und „Die Digitalisierung macht die Welt schlechter.“ Positioniert man sich beispielsweise zum Thema Demokratie, ist eine optimistische Sicht durch Onlinebewe- gungen wie Fridays for Future, aber auch ei- ne pessimistische Sicht durch Probleme wie Fake News denkbar. Im zweiten Schritt bewegen sich die Schüler:innen erneut auf einer anderen Ach- se, um ihre eigene Handlungsfähigkeit in der digitalen Welt einzuschätzen. Im Zentrum steht die Frage, ob die Digitalisierung ihnen persönlich die Möglichkeit gibt, gesellschaft- liche Prozesse auf der Welt zu beeinflussen, oder ob ihre Handlungsmöglichkeiten durch sie beschränkt werden. Nach diesen dynamischen Stimmungs barometern geht es darum, in den gemeinsa- men Austausch zu treten. Die Schüler:innen finden gegenseitig heraus, über welche As- pekte der Digitalisierung die anderen nach- gedacht haben. Zudem erklären sie sich gegenseitig, aus welchen Gründen sie sich jeweils auf den beiden Achsen an einem be- stimmten Ort positioniert haben. Im letzten Übungsschritt tauschen die Be- teiligten die Plätze miteinander, um die Perspektiven der jeweils anderen Perso- i Über die Autor:innen Frederik Efferenn ist Leiter der Wissen- schaftskommunikation und Daniel Poth mann Projektmitarbeiter im Bereich Wis- senstransfer am Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG). Der Text entstand in Zusammenarbeit mit den Entwicklerinnen des Werkzeugkastens Johanna Wallenborn (Assoziierte For- scherin am HIIG) und Philine Janus (Re- dakteurin bei Kooperative Berlin). Der Lern-Werkzeugkasten „Making Sense of the Future“ basiert auf Methoden der Zukunftsforschung. Anhand der Übungen beschäftigen sich Schüler:innen mit unterschiedlichen digitalen Zukünften. nen einzunehmen und nachzu- vollziehen. Was stimmt meine Mitschüler:innen optimistisch bzw. pessimistisch? Was braucht es, da- mit sie ihre Meinung ändern? Warum glauben sie, dass ihre Handlungs fähigkeit in der digitalen Welt gering bzw. hoch ist? Nach Philine Janus und Johanna Wallenborn, den beiden Entwicklerin- nen von „Making Sense of the Future“, hilft die Übung den Schüler:innen da- bei, anhand der grundlegenden Frage „Wo stehst du?” zu digitalen Visio när:innen zu werden. „Auch die ande- ren Übungen leiten dazu an, (digitalen) Zukünften offen zu begegnen, eine ak- tive Rolle einzunehmen und mit neuen Ideen Gestaltungsräume für unsere Ge- sellschaft zu eröffnen“, ergänzen Janus und Wallenborn. Umdeuten statt Umbauen Ohnehin überfüllte Lehrpläne erleichtern die Integration neuer Methoden und Inhal- te kaum und bieten eine klare Hürde in der Zukunftsorientierung des Stoffs. Zukunfts- kompetenz ist jedoch nicht ein zusätzlicher, isolierter Lehrinhalt, sondern eine in der Fort- entwicklung des Unterrichts essenzielle Fä- higkeit, die Schüler:innen fächerübergreifend anwenden können. Das lässt sich sowohl in naheliegenden Fä- chern wie zum Beispiel Politik und Wirtschaft integrieren. Aber auch in der Mathematik, wo Statistik helfen kann, die Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz zu verstehen. Eben- Bei dieser Übung positionieren sich die Schüler:innen gemäß ihrer Meinung im Klassen- raum so gibt es beispielsweise Anwendungs- möglichkeiten für den Geschichtsunterricht wo die Bedeutung von Demokratie, Daten- schutz und Gleichberechtigung in den Kon- text digitalen Zusammenlebens gerückt werden kann. Somit sind die Übungen ne- ben einer sinnvollen Denksportaufgabe für den Unterricht auch ein praktischer Test für die zumeist noch ausbleibende und wichti- ge Beschäftigung mit Inhalten zur Digitalisie- rung in der Schule. bildung SPEZIAL 1| 2023 25
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