Zukunft gestalten mit MINT plus Ein ganzheitlicher Ansatz für die Bildung von morgen Schule soll junge Menschen auf die Zukunft vorbereiten. Doch im Kontext von Globalisierung und Digitalisierung befin- det sich die Welt in einem immer schnelleren Wandel, auf den Bildungssysteme weltweit noch keine Antwort gefunden haben. Lehrkräfte wie Nina aus Nordrhein-Westfalen suchen deswegen nach neuen Wegen und Methoden: „In meinem beruflichen Alltag merke ich, dass das, was wir in der Schule momentan machen, sehr weit weg ist von dem, was unsere Schülerinnen und Schüler brauchen.“ Hier kommt MINT plus ins Spiel – ein Ansatz, der kreative Problemlösung, gesell- schaftliche Verantwortung und interdisziplinäres Handeln betont und damit Brücken baut in eine Zukunft der Bildung. M INT plus ist eine Kombination aus Wissen aus den MINT-Fächern (Ma- thematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) mit den von der OECD definier- ten Schlüsselkompetenzen des 21. Jahr- hunderts: Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritisches Denken. Neben fachlichen Kompetenzen werden im Unter- richt dadurch auch Fähigkeiten gefördert, die es den Schülerinnen und Schülern er- möglichen, unsere zunehmend komplexe Welt verantwortungsvoll mitzugestalten. In einer neuen Form des Lernens geht es dar- um, kontinuierlich neues Wissen zu erwer- ben, sich an neue Situationen anzupassen und alle Dimensionen des eigenen Handels zu berücksichtigen. Herausforderungen und Chancen für Lehrkräfte Solch ein Ansatz erfordert eine Neuausrich- tung des Bildungssystems, die über tradi- tionelle Lehrmethoden hinausgeht. Einige Pilotprojekte aus der Praxis zeigen, wie es ge- lingen kann. Gemeinsam mit der HPI School of Design Thinking hat die Siemens Stiftung das Projekt Design Thinking in MINT entwi- ckelt. Mithilfe des Design-Thinking-Ansatzes werden Schülerinnen und Schüler ermutigt, re- ale Probleme auf neue und innovative Weise anzugehen. Anhand konkreter Anwendungs- fälle nähern sie sich empathisch den Heraus- forderungen und entwickeln früh Prototypen ihrer Ideen. Beim Thema Klimawandel geht es dann zum Beispiel nicht nur um Ursachen und Folgen sowie neue Technologien, sondern auch da- rum, wo und wie diese im eigenen Schulum- feld zum Einsatz kommen können. Anhand realer Analysen entwickeln die Schülerinnen und Schüler eigene Lösungen und testen ver- schiedene Ansätze zum Klimaschutz, die von allen mitgetragen und kontinuierlich verbes- sert werden. Eine modulare Fortbildung für MINT-Lehrkräfte, die virtuelle Sessions mit kollaborativer Arbeit vor Ort kombiniert, ver- mittelt Lehrkräften das nötige Handwerks- zeug. Den thematischen Rahmen liefern die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Eva, eine Lehrerin aus Bayern, betont die transformative Kraft von Design Thinking: „Design Thinking hilft sehr, seine eigene Kom- fortzone zu verlassen und sich weiterzuent- wickeln – ob in interdisziplinärer Teamarbeit, Ko-Kreation oder Empathie. Ich habe defini- tiv wertvolle Werkzeuge bekommen, um offe- nere Denkweisen auch in meinem Unterricht zu fördern.“ Lilo, Chemielehrerin in Johannes- burg, erklärt: „Mit Design Thinking befassen wir uns mit Problemen aus dem echten Le- ben und die Schülerinnen und Schüler spü- ren, dass dies einen Unterschied macht und hilfreich ist. Sie sind risikofreudiger und las- sen auch Fehler zu.“ © René Arnold/ Siemens Stiftung Frühzeitige Förderung und Abbau von Stereotypen Fortbildungen zu „Design Thinking in MINT“ fördern nicht nur kreative Arbeitsprozesse, sondern integrieren auch die UN-Nachhaltigkeitsziele in den MINT-Unterricht. Damit der MINT plus -Ansatz langfristige Er- folge erzielen kann, ist es entscheidend, dass Kinder früh und gleichberechtigt mit 6 bildung SPEZIAL 2 | 2024
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