© istockphoto.com, monkeybusinessimages Handynutzung in der Schule – welche Regeln sind sinnvoll? Warum es sich lohnt, eine Nutzungsordnung für Smartphones einzuführen Im Klassenzimmer fällt die Handynutzung unter dem Tisch kaum auf – doch welche Lehrkraft kennt sie nicht, die ge- senkten Köpfe der Schüler:innen, die nicht aktiv am Unterricht teilnehmen, sondern gedanklich irgendwo auf den sozialen Medien unterwegs sind? Wie anstrengend ist es, sie immer und immer wieder zu ermahnen, ihre Smart phones wegzustecken? Welche Regelungen braucht es, um schulintern eine klare, unmissverständliche Linie im Um- gang mit dem Handy einzuführen? D ie Frage, ob Schüler:innen ihre Smart- phones in der Schule nutzen dürfen oder nicht, ist seit Jahren Gegenstand kontrover- ser Debatten – erst recht nach den jüngs- ten PISA-Ergebnissen. Da Ende 2023 immer noch nur 15 Prozent der Schulen für alle Schüler:innen digitale Endgeräte zur Verfü- gung stellten (75 Prozent wenigstens für ei- nige Klassen, s. Grafik), werden Smartphones alternativ für Unterrichtszwecke eingesetzt. Gegen diesen Einsatz spricht das hohe Ab- lenkungspotenzial, das von Smartphones und ihrem Zugang zur digitalen Welt des Inter- nets ausgeht. Das Ablenkungspotenzial ist groß – zu groß, um aktiv am Unterricht teil- zunehmen? Arbeitsgedächtnis und Denkleistung Das Ablenkungspotenzial ist groß. Eine Handynutzungsordnung soll verhindern, dass Schüler:innen zum Smartphone greifen, wenn ihre Aufmerksamkeit eigentlich woanders gefragt ist. Angesichts der Metaanalyse „Gibt es den Brain-Drain-Effekt wirklich?“ aus 2023, für die 22 Forschungsergebnisse analysiert wurden, erscheint es den Autoren Tobias Böttger, Mi- chael Poschik und Klaus Zierer (von der Phi- losophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät der Universität Augsburg) wichtig, dass die Menschen im Allgemeinen und Kinder und Jugendliche im Besonderen in Schulen und Klassenzimmern lernen, mit dem Ablenkungs potenzial von Smartphones umzugehen. Da- zu braucht es Regeln. Grund dafür ist nach Ansicht der Autoren un- ter anderem, dass die Nutzung von Smart- phones einen großen Einfluss auf unser Arbeitsgedächtnis hat. Einige Studien zei- gen, dass Menschen, die ihr Smartphone viel benutzen, oft weniger Kapazität im Arbeits- gedächtnis haben. Einerseits kann das Smart- phone dabei helfen, unsere Aufmerksamkeit automatisch zu steuern. Andererseits kann es unsere Denkleistung verschlechtern, wenn wir auf eine Nachricht reagieren, die gerade nicht wichtig für unsere aktuelle Aufgabe ist. Tests in Fächern wie Mathematik, Deutsch oder Naturwissenschaften zeigen, dass Smartphones unsere Konzentration stören können. Selbst wenn das Smartphone nur in der Nähe liegt und nicht benutzt wird, lenkt es uns ab. Es fällt schwer, das Smartphone zu ignorieren. Faktoren, die eine gute Schulleistung verhindern Daraus lässt sich schlussfolgern, dass Schüler: innen durch die Smartphonenutzung in der Schule schlechtere Leistungen zeigen wer- den. Laut dem Buch „Visible Learning“ und der Studie von Klaus Zierer und John Hattie, wel- che auf 1.400 Metaanalysen beruht, sind die schädlichsten Faktoren, also die „Verhinde- rer” für gute Schulleistungen: ■ Angst ■ ADHS ■ Depressionen 14 bildung SPEZIAL 2 | 2024
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