Innovation lernen und Kreativität fördern Design Thinking als Ansatz für einen zeitgemäßen MINT-Unterricht Wie gelingt ein Zusammenspiel von Kreativprozessen und hochwertiger MINT-Bildung? Wie können sich Schüler:innen komplexen Themen wie dem Klimawandel oder Gesundheit konkret und lösungsorientiert annähern? Und dabei gleichzeitig Zukunftskompetenzen aufbauen? Ein Plädoyer für Design Thinking. D ie Anforderungen an Lehrkräfte sind heut- zutage enorm: Sie müssen digital kom- petent geschult sein und dies im besten Fall noch an ihre Schüler:innen weitergeben. In zunehmend heterogenen Klassenzimmern sollen sie auf individuelle Arbeits- und Lern- tempi eingehen und seit der Coronapandemie am besten noch Lernrückstände aufholen. An MINT-Lehrkräfte besteht zudem der An- spruch, dem anhaltend hohen Fachkräfte- mangel entgegenzuwirken, und am besten noch Kinder und Jugendliche für den Klima- wandel zu sensibilisieren. Für dieses Paket an Ansprüchen braucht es neue Ansätze in der schulischen Bildung. Dabei ist das Angebot an Methoden, Medien und Lernorten vielfäl- tig. Warum also braucht es Design Thinking? Warum eine weitere, neue Lehr- und Lernme- thode einführen, die vieles verspricht und be- reits knappe Unterrichtszeit kostet? Veränderung der tradierten Dynamik Design Thinking ist eine kreative Methode, um komplexe Problemstellungen greifbar zu machen und in mehreren iterativen Schrit- ten passende Lösungen zu entwickeln. Die Schüler:innen nähern sich dabei einer Auf- gabe aus Sicht der Nutzer:innen. In Gruppen- arbeit definieren sie deren Bedürfnisse und Mit Design Thinking nutzen Lehrkräfte eine kreative Methode, um komplexe Problemstellungen greifbar und begreifbar zu machen © Bildquelle sammeln Ideen für die Problembewältigung. Sie überprüfen diese mithilfe von selbst ent- worfenen Prototypen und beginnen den Pro- zess erneut, um eine zufriedenstellende Lö- sung zu finden. In Wirtschaft und Forschung wird die Metho- de zunehmend eingesetzt, um nutzerzent- rierte Innovationen hervorzurufen. So hat die konsequente Nutzerorientierung Apple zu ex- trem erfolgreichen Innovationen verholfen. Im Schulunterricht kann diese Herangehenswei- se zu einer Veränderung der tradierten Dy- namik im Klassenzimmer führen, sogar zu neuen Arbeits-, Denk- und Lernweisen. Denn Design Thinking unterstützt die Ausbildung je- ner Zukunftskompetenzen, die von internatio- nalen Bildungsexperten als richtungsweisend definiert werden. Die Methode fördert Neu- gier, Engagement und Empathie ebenso wie Innovationsfähigkeit, selbstständiges und kri- tisches Denken. Diese Fähigkeiten befinden sich nicht nur in nationalen Lehrplänen, son- dern werden auch zunehmend von Arbeitge- bern nachgefragt. Die Lehrkraft führt die Grup- pen dabei moderierend und begleitend durch den Design-Thinking-Prozess. Die gemeinnützige, international tätige Sie- mens Stiftung bietet in ihrem Projekt „Design Thinking in MINT“ seit 2019 Lehrkräften in Südafrika, Chile, Mexiko und Peru Fortbildun- gen, Tools und Techniken für den Einsatz von Design Thinking im interdisziplinären MINT- Unterricht. Den thematischen Rahmen liefern hierbei die 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Vereinten Nationen, darunter „Gesundheit und Wohlergehen“ sowie „Maßnahmen zum Kli- maschutz“. Für solche komplexen Herausfor- derungen werden konkrete Lösungen auf lo- kaler und globaler Ebene entwickelt. 14 bildung+ science 2022
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