MINT-BILDUNG ABE-Programms deutlich (Nerdel & Schöpp- ner, 2021). Die 200 befragten Lehrkräfte, die zuvor am ABE-Programm teilgenommen hat- ten, gaben an, dass sie die molekularbiologi- schen Themen sehr gut direkt im täglichen Unterricht nutzen können. Zudem ist die Mo- tivation der Lehrkräfte hoch, so die Umfrage, ihre neu erworbenen Kenntnisse im Unterricht einzubringen. Biotech-Methoden in der Praxis Die Fortbildungsreihe ist am Lehrplan für die Oberstufe an Gymnasien, Berufsschulen und Fach- bzw. Berufsoberschulen ausgerichtet. Mittlerweile sind auch Lehrkräfte von Real- schulen Teil des Programms. Das Kursange- bot wird stetig thematisch und methodisch erweitert und in neue Themengebiete ein- gebettet. Durch wiederholte Anfragen nach neuen Kur- sen differenziert sich das Angebot zunehmend und baut heute mit Basis- und Fortgeschritte- nenmodulen sowohl inhaltlich als auch me- thodisch aufeinander auf (Schöppner, Groß- bruchhaus & Nerdel, 2022). Das Basic-Modul führt in die Techniken der DNA-Rekombinati- onstechnologie ein. Die Rekombination von DNA, also ihre Modifizierung, ist die Grund- lage der biotechnologischen Forschung. Die im Basic-Modul erlernten Techniken – DNA- Extraktion, Polymerasekettenreaktion (PCR), Restriktionsverdau und Agarose-Gelelektro- phorese – zählen zu den meistverwendeten Methoden im molekularbiologischen Labor. Anhand von drei Versuchen lernen die Teil- nehmenden nicht nur die Theorie kennen, son- dern können die oben genannten Methoden praktisch ausprobieren. So müssen sie zum Beispiel einen Kriminalfall mithilfe der DNA- Analyse lösen. Im zweiten Versuch steht das Phänomen der sich wiederholenden DNA-Abschnitte im Mit- telpunkt. Über die Hälfte der menschlichen DNA besteht aus solchen repetitiven Sequen- zen, so auch das Gen PER3. Forscher:innen vermuten heute, dass Menschen, die fünf Ko- pien dieses Abschnittes besitzen, Morgen- menschen sind. Wer nur vier Wiederholungen aufweist, ist eine Nachteule. Dieser Veranla- gung gehen Lehrkräfte sowie Schüler:innen anhand ihrer eigenen DNA-Analyse auf den Grund. Zudem untersuchen sie, wie die DNA die bit- tere Geschmackswahrnehmung beeinflusst. Dafür prüfen die Lehrkräfte und Schüler:innen mittels Restriktionsverdau, ob bei ihnen selbst ein Einzelnukleotidpolymorphismus (Varia- tion eines einzelnen Basenpaares in einem komplementären DNA-Doppelstrang) im TAS2R38-Gen vorliegt, der zur Beeinflussung ihrer Wahrnehmung von Bitterstoffen führt. Weiterführende ABE-Module Neben dem Basic-Modul beschäftigt sich ein weiterführendes ABE-Modul mit der Bioinfor- matik. Hier wird der Umgang mit gängigen Datenbanken für DNA-Sequenzinformatio- nen erlernt. Zudem arbeiten die Lehrkräfte und Schüler:innen mit dem Programm Py- Mol, um Proteinstrukturen in 3D und Farbe zu visualisieren. In einer weiteren Einheit des Bioinformatik- Moduls erforschen sie den Einfluss von Mu- tationen auf die räumliche Struktur und Funk- Anzeige bildung+ science 2022 9
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