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MINT-BILDUNG i Über „Komm, mach MINT.“ „Komm, mach MINT.“ ist im Kompetenz­ zentrum Technik-Diversity-Chancengleich- heit e. V. (kompetenzz) angesiedelt und will das Bild der MINT-Berufe in der Gesellschaft verändern. Dafür stellt „Komm, mach MINT.“ zahlreiche Materialien im Internet zur Verfügung. Sie können auf der folgenden Webseite abgeru- fen werden: https://material.kompetenzz.net/ komm-mach-mint. einzubeziehen. Zudem unterstützt die Dar- stellung weiblicher Rollenvorbilder in MINT- Tätigkeitsfeldern die Identifikation von Mäd- chen und jungen Frauen für diesen ansonsten gesellschaftlich-stereotyp gegengeschlecht- lich konnotierten Bereich. Weibliche Rollen- vorbilder führen Mädchen und jungen Frauen die selbstverständliche Betätigung und Kom- petenz von Frauen in den Bereichen Technik und Naturwissenschaften vor Augen und er- mutigen sie, ihre Potenziale und Fähigkeiten in MINT zu entdecken. © kompetenzz/Jörg Dieckmann tener dazu ermutigt, sich in diesem Bereich umzuschauen. Zum anderen wird Mädchen teilweise auch explizit seitens der Eltern da- von abgeraten, eine Ausbildung oder ein Stu- dium in diesem Bereich aufzunehmen. Ohne den emotionalen Rückhalt der Eltern ist es für Jugendliche jedoch besonders schwie- rig, sich für einen bestimmten Beruf zu ent- scheiden und diesen Wunsch auch bei mög- lichen ersten Misserfolgen – beispielsweise, wenn die ersten Bewerbungen nicht erfolg- reich sind – weiter zu verfolgen. Mit der Ausstellung werden Eltern angeregt, sich über Karrieremöglichkeiten in MINT zu informieren und ihre Kinder auf die vielfälti- gen Berufswahlmöglichkeiten in diesen Be- reichen aufmerksam zu machen. Besonders hervorgehoben wird in der Ausstellung die gu- te Passung von jungen Frauen für MINT-Beru- fe. Eltern werden dadurch bestärkt, auch und gerade mit ihren Töchtern über mögliche Be- rufswege in MINT zu sprechen. Wanderausstellung zeigt weibliche Rollenvorbilder in MINT Die Vermittlung moderner Berufsbilder ohne stereotype Darstellungen und die Sichtbar- machung weiblicher Rollenvorbilder ist aus zweierlei Sicht von besonderer Bedeutung für eine klischeefreie Berufs- und Studienori- entierung: Je häufiger Frauen in MINT-Beru- fen positiv wahrgenommen werden, je mehr MINT-Frauen zu Wort kommen und von ihren Erfolgen und ihren Karrieremöglichkeiten in MINT berichten, desto „normaler“ erscheint es für Eltern, dass ihre Töchter diese beruf- liche Richtung einschlagen und desto eher werden sie diese auch ermutigen, MINT-Beru- fe als Option in die Berufs- oder Studienwahl Mehrsprachiger Einblick in die Vielfalt der MINT-Bereiche Die Ausstellung besteht aus fünf Stelen, auf denen weibliche MINT-Rollenvorbilder in den Sprachen Deutsch, Englisch, Türkisch und Arabisch darlegen, warum sie sich für ein Studium oder eine Ausbildung in einem der MINT-Bereiche entschieden haben und welche Perspektiven ihnen damit offenste- hen. Ergänzt werden diese Stelen durch eine ebenfalls mehrsprachige Info-Stele mit de- taillierten Informationen zu Studien- und Be- rufsorientierungsmöglichkeiten und außer- Auf fünf Stelen werden weibliche MINT-Rollen- vorbilder auf Deutsch, Englisch, Türkisch und Arabisch vorgestellt © kompetenzz/Jörg Dieckmann Die Wanderausstellung wird online mit diversen Informationen ergänzt schulischen MINT-Orientierungsangeboten. Begleit-Flyer mit weiterführenden Informati- onen zum Mitnehmen sind ebenfalls Teil der Ausstellung. Die Ausstellung wird mit der Webseite www. komm-mach-mint.de/wanderausstellung er- gänzt. Hier können weitere Informationen zu den einzelnen MINT-Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik abgerufen werden. Ebenfalls auf der Webseite verfügbar: Ein Video zur Wanderausstellung, in dem die jungen MINT-Vorbildfrauen darle- gen, warum sie sich für ein MINT-Studium be- ziehungsweise eine Ausbildung in MINT ent- schieden haben. Für öffentliche Einrichtungen, Museen, Messen, Sparkassen etc. Die Ausstellung kann deutschlandweit neben Schulen auch von öffentlichen Einrichtungen, Museen, Messen, Agenturen für Arbeit und anderen Einrichtungen mit viel Publikumsver- kehr zum Versandkostenpreis von 480 Euro ausgeliehen werden. Einen Einblick in die Inhalte der Wanderaus- stellung sowie weitere Informationen und die Bestellmöglichkeit finden Interessierte unter der Webadresse www.komm-mach-mint.de/ wanderausstellung. Ines Großkopf Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit Referenzen Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) (2022): Berufliche Ori- entierung im dritten Corona-Jahr. Eine repräsentative Be- fragung von Jugendlichen 2022. Gütersloh. http://dx.doi. org/10.11586/2022070 [Zugriff: 25.09.2022]. bildung+ science 2022 13

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Innovation lernen und Kreativität fördern Design Thinking als Ansatz für einen zeitgemäßen MINT-Unterricht Wie gelingt ein Zusammenspiel von Kreativprozessen und hochwertiger MINT-Bildung? Wie können sich Schüler:innen komplexen Themen wie dem Klimawandel oder Gesundheit konkret und lösungsorientiert annähern? Und dabei gleichzeitig Zukunftskompetenzen aufbauen? Ein Plädoyer für Design Thinking. D ie Anforderungen an Lehrkräfte sind heut- zutage enorm: Sie müssen digital kom- petent geschult sein und dies im besten Fall noch an ihre Schüler:innen weitergeben. In zunehmend heterogenen Klassenzimmern sollen sie auf individuelle Arbeits- und Lern- tempi eingehen und seit der Coronapan­demie am besten noch Lernrückstände aufholen. An MINT-Lehrkräfte besteht zudem der An- spruch, dem anhaltend hohen Fachkräfte- mangel entgegenzuwirken, und am besten noch Kinder und Jugendliche für den Klima- wandel zu sensibilisieren. Für dieses Paket an Ansprüchen braucht es neue Ansätze in der schulischen Bildung. Dabei ist das Angebot an Methoden, Medien und Lernorten vielfäl- tig. Warum also braucht es Design Thinking? Warum eine weitere, neue Lehr- und Lernme- thode einführen, die vieles verspricht und be- reits knappe Unterrichtszeit kostet? Veränderung der tradierten Dynamik Design Thinking ist eine kreative Methode, um komplexe Problemstellungen greifbar zu machen und in mehreren iterativen Schrit- ten passende Lösungen zu entwickeln. Die Schüler:innen nähern sich dabei einer Auf- gabe aus Sicht der Nutzer:innen. In Gruppen- arbeit definieren sie deren Bedürfnisse und Mit Design Thinking nutzen Lehrkräfte eine kreative Methode, um komplexe Problemstellungen greifbar und begreifbar zu machen © Bildquelle sammeln Ideen für die Problembewältigung. Sie überprüfen diese mithilfe von selbst ent- worfenen Prototypen und beginnen den Pro- zess erneut, um eine zufriedenstellende Lö- sung zu finden. In Wirtschaft und Forschung wird die Metho- de zunehmend eingesetzt, um nutzerzent- rierte Innovationen hervorzurufen. So hat die konsequente Nutzerorientierung Apple zu ex- trem erfolgreichen Innovationen verholfen. Im Schulunterricht kann diese Herangehenswei- se zu einer Veränderung der tradierten Dy- namik im Klassenzimmer führen, sogar zu neuen Arbeits-, Denk- und Lernweisen. Denn Design Thinking unterstützt die Ausbildung je- ner Zukunftskompetenzen, die von internatio- nalen Bildungsexperten als richtungsweisend definiert werden. Die Methode fördert Neu- gier, Engagement und Empathie ebenso wie Innovationsfähigkeit, selbstständiges und kri- tisches Denken. Diese Fähigkeiten befinden sich nicht nur in nationalen Lehrplänen, son- dern werden auch zunehmend von Arbeitge- bern nachgefragt. Die Lehrkraft führt die Grup- pen dabei moderierend und begleitend durch den Design-Thinking-Prozess. Die gemeinnützige, international tätige Sie- mens Stiftung bietet in ihrem Projekt „Design Thinking in MINT“ seit 2019 Lehrkräften in Südafrika, Chile, Mexiko und Peru Fortbildun- gen, Tools und Techniken für den Einsatz von Design Thinking im interdisziplinären MINT- Unterricht. Den thematischen Rahmen liefern hierbei die 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Vereinten Nationen, darunter „Gesundheit und Wohlergehen“ sowie „Maßnahmen zum Kli- maschutz“. Für solche komplexen Herausfor- derungen werden konkrete Lösungen auf lo- kaler und globaler Ebene entwickelt. 14 bildung+ science 2022

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