pädagogik © Kati Ahl sam das Fach durchdringen und auf Materi- al zurückgreifen können, das nicht an jeder Schule vorrätig ist. Ziel ist, dass Technologie- und Innovations- kompetenzen langfristig in allen Fächer ein- geplant werden und nicht mehr länger in einem zusätzlichen Fach verortet werden sollen. Mehr als nur Hygge Die dänische Hygge-Kultur ist bekannt, regel- mäßig belegt das dänische Volk Platz 2 der Weltrangliste der glücklichsten Menschen nach den Einwohnern Finnlands. Wohlbe- finden ist daher neben Innovationsfähigkeit auch ein wichtiger Faktor in der dänischen Bildung. Es wird als Grundlage des Lernens verstanden. Die Beziehung zu den Lehrkräf- ten wird daher als besonders wichtig angese- hen. So werden zum Beispiel an der Kokkedal Skole jährliche Umfragen zum Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen durchgeführt. Es gibt ausgearbeitete Maßnahmen, die greifen sollen, wenn dies nicht der Fall ist. So wird beispielsweise verabredet, was im Fall von Stress, Mobbing oder familiären Problemen unternommen wird, um die Schüler:innen zu unterstützen. Der Mittelwert aller Befragungs- ergebnisse wird mit den Ergebnissen der Vor- jahre und mit den Werten anderer Schulen verglichen. Einige Schulen veröffentlichen das Ergebnis sogar auf ihrer Homepage in Form eines Rankings ihrer Gemeinde. Natürlich kann die Aussagekraft einer schrift- lichen Befragung infrage gestellt werden. Auffällig ist jedoch die Absicht, das Wohlbe- finden, auf dänisch „Trivsel“, als Grundlage des Lernens besonders in den Vordergrund zu stellen. Dazu gehören auch besonders vie- le Exkursionen und Unternehmungen, um die Beziehung zwischen Lehrenden und Lernen- den zu stärken und interessante Lernanläs- se zu schaffen. Lernen ist aber auch in Dänemark nicht nur Spaß und absichtsloses Spiel. Manche Stim- men, die Schule öffnen wollen, implizieren, dass Lernen auch ungeplant geschieht, so- bald man Lernenden Freiräume zur Verfü- gung stellt. Der Ansatz des PBL, übersetzt als projekt- oder problemorientiertes Ler- nen, verfolgt eine andere Absicht. Hier wer- den Lerngelegenheiten genau geplant, um bestimmte Erkenntnisse zu fördern. Søren Peter Dalby Andersen ist nicht nur Berater der dänischen Schulen, sondern auch Bera- ter der OECD für MINT-Fächer. Er setzt vo- raus, dass Lernen körperlich erlebbar sein muss. So können zum Beispiel die selbst- gebauten Miniflugzeuge an die Erfahrung zu Auftrieb und Luftströme erinnern und schnel- ler wieder abgerufen werden. Der ehemali- ge Grundschullehrer lehrt heute Lehrkräfte, die Forschungszentren aufbauen und ihren Unterricht verändern wollen (wie die Innova- teket der Kokkedal Skole). Sein Buch „Pro- ject-based learning and innovation in an open school“ wird demnächst auf Deutsch erschei- nen. Führend in Sachen Zukunftskompetenzen Für ein Land, das kaum doppelt so groß wie Hessen ist, aber weniger Einwohner:innen hat, sind das sehr viele innovative Impulse auf kleiner Fläche. So ist es nicht verwun- derlich, dass Dänemarks Schulen führend in Zukunftskompetenzen sind: In einem Dis- kussionspapier diskutiert Charles Fadel, der Leiter des Center for Curriculum Redesign in Harvard, ob PISA die effektivste Methode zur Messung der Zukunftskompetenzen von Ler- Im Learning Hub TekX entstehen für jede Klassenstufe Lehrpläne zu den Themen Technologie und Innovation nenden ist. Konkret schlägt er ein 4D Compe- tencies Ranking vor, in dem Dänemark nach seinen Ergebnissen die Liste der 22 Länder anführt. Welches Ranking man nun auch bevor- zugt, ich empfehle, jede Gelegenheit für ei- ne Bildungsreise zu Dänemarks innovativen Bildungsorten als Impuls für die eigene Pro- fessionalisierung und Reflexion zu nutzen. Kati Ahl i Über die Autorin Kati Ahl ist Bil- dungsexpertin und Autorin und ar- beitet heute als Schulent- wicklungsberaterin. Mehr Infos unter www.katiahl-bildungsreisen.de. © Kati Ahl bildung+ schule digital 2 | 2023 43
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