MAKER EDUCATION Ansatz Risiken und Nebenwirkungen 1. Sozialer Sinn von Technik Da in technischen Berufen mit sozialer Ausrichtung (z. B. Medizin- oder Umwelttechnik) der Anteil an Frauen signifikant höher ist, lässt sich ein Zusammenhang zwischen der Begeisterung für Technik und einem sozialen Sinn ableiten. Im Unterricht kann dies genutzt werden, indem Technik mit einem sozialen oder ökologischen Nutzen in den Vordergrund gestellt wird. keine 2. Weibliche Rollenvorbilder Der Ansatz zielt darauf ab, jungen Frauen weibliche Rollenvorbilder aufzuzeigen, die kompetent Technik gestalten, um so Identifikationspotenziale zu stärken. Es können z. B. Expertinnen in den Unterricht eingebunden oder Material ausgewählt werden, in dem Frauen kompetent Technik erklären. keine 3. Stärkung des technischen Selbstvertrauens Durch gesellschaftliche Prägung wird jungen Mädchen oft das Gefühl gegeben, weniger kompetent im Umgang mit Technik zu sein. Da die eigene Einstellung für die Ausprägung der Realität entscheidend ist, führt dies schnell zu tatsächlich schlechteren Leistungen, die einen Kreislauf nach unten in Gang setzen. Im Unterricht sollten Erfolgserlebnisse für Schülerinnen sichergestellt werden, um das technische Selbstvertrauen zu stärken. Schülerinnen sollten gelobt werden, dürfen aber niemals den Eindruck gewinnen, dass das Lob nicht fachlich, sondern sozial begründet ist – ansonsten droht ein gegenteiliger Effekt. 4. Designaspekte von Technik Studien zeigen, dass Schülerinnen sich insbesondere dann gern mit Technik auseinandersetzen, wenn sie ihre eigene Kreativität einbringen können. Dies kann z.B. genutzt werden, indem den Schülerinnen die Möglichkeit gegeben wird, ihre technischen Produkte zu individualisieren oder ein ansprechendes Design zu entwerfen. Dieser Ansatz kann zur Reproduktion von Stereotypen führen, die eigentlich verhindert werden sollen. So dürfen z. B. das technische Produkt (Schminkspiegel) oder die Gestaltung (pink) nicht stereotyp weiblich ausfallen. 5. Monoedukation Mädchen bringen sich in technischen Fächern stärker ein und sind bereit, Führungsfunktionen zu übernehmen, wenn sie unter sich sind. Dieser Zusammenhang kann im Unterricht genutzt werden, indem Arbeitsgruppen nach Geschlechtern getrennt eingerichtet werden. Mädchen dürfen nicht den Eindruck bekommen, dass sie eine Sonderrolle innehaben und getrennt von Jungen arbeiten, da sie potenziell leistungsschwächer sind. Darüber hinaus bereitet diese Arbeitsform nicht auf die reale Berufswelt vor, in der Frauen selbstbewusst mit Männern zusammenarbeiten. Tab. 1: Ansätze zur Förderung von Schülerinnen im Technikunterricht ry ermitteln gemeinsam die besten Beiträge. Bisher nehmen in Deutschland nur Hochschulen an der IoGC teil, im internationalen Kontext beteiligen sich aber auch Schülerinnen, Schüler und Auszubildende. Die Organisatorinnen und Organisatoren der IoGC in Deutschland sind daher bestrebt, ebenfalls Schulen und Ausbildungsbetriebe für die Teilnahme an der IoGC zu begeistern. Fazit Technikunterricht in Zeiten der Industrie 4.0 neu denken – als möglicher Eckpfeiler einer zukunftsfesten technischen Bildung wurde der Ansatz der Maker Education vorgestellt, dem es gelingt, die Motivation und Kreativität von Lernenden zu fördern. Mit passenden Lehr- und Lernszenarien kann die Maker Education auch dazu beitragen, Schülerinnen in technischen Fächern zu stärken. Ein solches Szenario wurde mit der Ingenieure ohne Grenzen Challenge eingebracht. Um es auch in Schulen einzusetzen, müssen neue Wege beschritten und alte Denkstrukturen, wie z. B. das Denken in engen Grenzen von Schulfächern, überwunden werden. Dies ist nötig, um die Schulen nicht dauerhaft von außerschulischen Akteuren abhängig zu machen, wenn es darum geht, die Gesellschaft fit zu machen für das Leben und Arbeiten in Zeiten der Industrie 4.0 Quellen: Arnold, A., Hiller, S., & Weiss, V. (2010). LeMoTech- Lernmotivation im Technikunterricht. [Projektbericht]. Stuttgart: Universität Stuttgart. Blikstein, P. (2013). Digital Fabrication and „Making“ in Education: The Democratization of Invention. Abgerufen von https://tltl.stanford.edu/publications/papers-orbook-chapters/digital-fabrication-and-making-democratization-invention Haertel, T., Terkowsky, C., & Frye, S. (2019). Kreativität in der Industrie 4.0: Drei zentrale Thesen für die Ingenieurdidaktik. In T. Haertel, C. Terkowsky, S. Dany, & S. Heix (Hrsg.), Hochschullehre & Industrie 4.0. Herausforderungen - Lösungen - Perspektiven (S. 13–26). Bielefeld: wbv Media. Jahnke, I., Haertel, T., & Wildt, J. (2017). Teachers’ conceptions of student creativity in higher education. Innovations in Education and Teaching International, 54(1), 87–95. https://doi.org/10.1080/14703297.2015.108 8396 Kirchherr, J., Klier, J., Lehmann-Brauns, C., & Winde, M. (2018). Future Skills: Welche Kompetenzen in Deutschland fehlen. Abgerufen von https://www.stifterverband.org/medien/future-skills-welche-kompetenzenin-deutschland-fehlen Pearson, G., & Young, A. T. (Hrsg.). (2002). Technically Speaking: Why All Americans Need to Know More About Technology. https://doi.org/10.17226/10250 Schneider, J., & Ziyal, L. K. (2019). We Need to Talk, AI: A Comic Essay on Artificial Intelligence (13. Aufl.). epubli. Stager, G. S. (2016). Seymour Papert. Nature, 537(15. September 2016), 308. Stifterverband. (2019). Digital Skills – Lernen in regionalen Netzwerken. Abgerufen 28. September 2019, von https://www.stifterverband.org/digital-skills Technikwissenschaften, A.-D. A. (Hrsg.). (2011). Monitoring von Motivationskonzepten für den Techniknachwuchs (MoMoTech). Abgerufen von https://www.springer.com/de/book/9783642159213 Terkowsky, C., May, D., & Frye, S. (2019). Labordidaktik: Kompetenzen für die Arbeitswelt 4.0. In T. Haertel, C. Terkowsky, S. Dany, & S. Heix (Hrsg.), Hochschullehre & Industrie 4.0. Herausforderungen – Lösungen – Perspektiven (S. 89–104). Bielefeld: wbv Media. 16 bildung+ schule digital 2| 2019
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